2017: Junge Frau mit Down-Syndrom fragt Angela Merkel

Es war eine Frage von vielen, aber sicher die emotionalste, die Angela Merkel (CDU) in der TV-Wahl-Arena beantworten musste.

Zum Wahlkampf-Endspurt stellte sich Merkel in der ARD 150 Wählern. Höhepunkt war jedoch der Moment, als eine junge Frau mit Down-Syndrom sich an die Kanzlerin wandte.

„Frau Merkel, Sie sind Politikerin, Sie machen Gesetze. (…) Neun von zehn Babys mit Down-Syndrom werden in Deutschland nicht geboren. Sie werden abgetrieben. Ein Baby mit Down-Syndrom darf bis wenige Tage vor der Geburt abgetrieben werden. Das nennt man Spät-Abbruch“, erklärte die 18jährige Natalie Dedreux der CDU-Chefin.

Merkel reagierte sichtlich gerührt, antwortete zunächst persönlich: „Ich bin in der DDR aufgewachsen auf einem Gelände, wo geistig behinderte Kinder waren. Da gab es überhaupt keine Förderung, da gab es gar nichts. Und das ist einer der großen Vorteile der Deutschen Einheit, dass man heute an Ihnen sieht, was man mit Förderung, guter Betreuung und Bildung machen kann.“

Viele Eltern hätten große Angst vor einem behinderten Kind und wüssten nicht, welche gute Förderung es heutzutage gebe, sagte die CDU-Chefin.

„Es steckt so viel an Fähigkeiten und Möglichkeiten in jedem Menschen“, sagte Merkel an die junge Frau gewandt und fragte nach der Kölner Caritas-Einrichtung, in der die junge Frau arbeitet: „Vielleicht schaue ich mal vorbei.“

Hier geht es zum Video mit Nathalies Auftritt

Hier sind die Fragen von Natalie Dedreux an Angela Merkel.
Sie hat die Fragen natürlich selbst geschrieben.
Sie hat sie vom Blatt gelesen, weil das der bessere Weg war.
Wegen der Aufregung, so Ohrenkuss-Gründerin Dr. Katja de Bragança.

“Frau Merkel, Sie sind Politikerin.
Sie machen Gesetze.
Ich bin Redakteurin bei Ohrenkuss.
Der Ohrenkuss ist ein Magazin.
Da schreiben Menschen mit Down-Syndrom – so wie ich.
9 von 10 Babys mit Down-Syndrom werden in Deutschland nicht geboren.
Sie werden abgetrieben.
Ein Baby mit Down-Syndrom darf bis wenige Tage vor der Geburt abgetrieben werden.
Das nennt man Spät-Abbruch.
Meine Kollegen und ich fragen Sie, Frau Merkel:
Wie stehen Sie zum Thema Spät-Abbruch?
Wieso darf man Babys mit Down-Syndrom bis kurz vor der Geburt noch abtreiben?
Ich finde es politisch nicht gut.
Dieses Thema ist mir wichtig:
Ich will nicht abgetrieben werden, sondern auf der Welt bleiben!”

Nathalie Dedreux aus Köln arbeitet in einem Café der Caritas und als Redakteurin bei „Ohrenkuss“, einem Magazin von Menschen mit Down-Syndrom.

Team • Ohrenkuss …da rein, da raus – Das Magazin gemacht von Menschen mit Down-Syndrom

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